Zwei Hände übereinander die eine illustrierte Lunge halten

Staphylococcus aureus

 

Staphylococcus aureus – ein Bakterium mit zwei Gesichtern

 

  • Das Bakterium Staphylococcus aureus ist bei Menschen mit und ohne CF weit verbreitet
  • Bei CF-Betroffenen kann es die Abwehrkräfte überwinden und zu Lungeninfektionen führen
  • Eine Antibiotikum-Behandlung ist nicht in allen Fällen empfohlen

     

Trennlinie

 

Bakterien der Art Staphylococcus aureus (S. aureus) leben bei vielen Menschen auf der Haut oder den Schleimhäuten; sie sind einfach da, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten – wie ein Nachbar, der einen nicht weiter kümmert.1,2 Aber S. aureus kann auch anders, etwa wenn es in die Lunge von Menschen mit cystischer Fibrose (CF, Mukoviszidose) eindringt und sich dort ausbreitet.3 Porträt eines Bakteriums, das zu den häufigsten Lungenkeimen bei CF-Betroffenen zählt.3,4

 

Ein allgegenwärtiges Bakterium

Die Namen von Tieren, Pflanzen oder Mikroben stammen oft aus einer Zeit, in der man biologische Arten anhand äußerlicher Merkmale charakterisierte. So auch im Falle von S. aureus. Der Name besagt, dass es sich um kugelförmige Bakterien handelt, die sich nach Art von Weintrauben zusammenballen (griechisch ‚staphyle‘ = Weintraube, ‚kokkos‘ = Korn, Beere). Der Zusatz ‚aureus‘ rührt von der goldenen Farbe her, die diese Art zeigt, wenn sie im Labor gezüchtet wird.2

S. aureus ist in der Umwelt weit verbreitet und besiedelt bei vielen Menschen die Haut und manche Schleimhäute, insbesondere jene der Nasenhöhle.2 Normalerweise hält das Immunsystem den Erreger in Schach und S. aureus richtet keinen Schaden an. Das kann sich aber ändern, wenn das Bakterium die Abwehrmechanismen überwindet.2 Es zeigt dann sein anderes Gesicht und wird zu einem Krankheitserreger, der sich in verschiedenen Geweben ausbreiten und Infektionen auslösen kann – bei Menschen mit CF beispielsweise in der Lunge.5

Weintrauben

Giftstoffe, die die Lunge schädigen

 

Tatsächlich lässt sich S. aureus oft schon bei Kindern mit CF nachweisen und zählt auch später zu den typischsten Lungenkeimen – dann oft in Gemeinschaft mit einem anderen Bakterium, nämlich Pseudomonas aeruginosa.3,6,7 Was aber bedeutet die Anwesenheit von S. aureus nun für die Betroffenen? Einerseits muss eine Besiedelung der Lunge nicht zwangsläufig zu Beschwerden führen.7

 

Petrischale

Andererseits kann das Bakterium Giftstoffe und Enzyme ausscheiden6,8, die eine Entzündung hervorrufen und schließlich die Lungenfunktion beeinträchtigen und das Lungengewebe schädigen können.3

 

Abgesehen davon treten in zunehmendem Maße Stämme von S. aureus auf, bei denen gängige Antibiotika ihre Wirksamkeit verloren haben.9 Sie sind dann beispielsweise gegen den Wirkstoff Methicillin resistent, woher auch ihr Name rührt: MRSA für Methicillin-resistenter S. aureus. Auch MRSA-Stämme kommen bei CF-Betroffenen vor9, sie können die Atemwege stärker schädigen als ‚normale‘ Stämme und das Fortschreiten der cystischen Fibrose beschleunigen.10 Zudem ist eine Behandlung nur noch mit bestimmten Antibiotika möglich, und neuerliche Infektionen sind häufig.3,10

Antibiotika-Behandlung nicht in jedem Fall

 

Der etwas zwiespältigen Rolle von S. aureus trägt eine deutsche Mukoviszidose-Leitlinie mit ihren Behandlungsempfehlungen Rechnung:3 Demnach ist eine antibiotische Therapie ratsam, wenn S. aureus erstmals bei CF-Betroffenen nachgewiesen wird. Tritt der Erreger dagegen wiederholt in Erscheinung, sollte nur behandelt werden, wenn eine pulmonale Exazerbation vorliegt. Von einer dauerhaften Antibiotikagabe zur Infektionsprophylaxe rät die deutsche Leitlinie derzeit ab.

Ist S. aureus bei CF-Betroffenen also ein Haupt- oder doch eher ein Nebendarsteller unter den Krankheitserregern der Lunge? Und wie soll man im Falle eines Falles mit ihm umgehen? Diese Fragen lassen sich derzeit noch nicht abschließend beantworten.10,11 Auf jeden Fall ist S. aureus ein wichtiger Keim, den es zu beachten gilt. Und es ist zu hoffen, dass weitere Studien12 das Wissen um S. aureus und seine optimale Behandlung erweitern.

 

 

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    1. Robert Koch-Institut. Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen mit MRSA. [Online]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Staphylokokken_MRSA.html [Zugriff am 01. August 2023].

    2. Pal M et al. Staphylococcus aureus from a Commensal to Zoonotic Pathogen: A Critical Appraisal. IJCEMR. 2023;7(2):220-228.

    3. Hammermann J et al. S3-Leitlinie: Mukoviszidose bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren, Diagnostik und Therapie. Berlin, DE: AWMF online, 2020.

    4. Fischer AJ et al. Sustained Coinfections with Staphylococcus aureus and Pseudomonas aeruginosa in Cystic Fibrosis. Am J Respir Crit Care Med. 2021;203(3):328-338.

    5. Taylor TA and Unakal CG. Staphylococcus aureus Infection, 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK441868/. [Zugriff am 14. September 2023].

    6. Blanchard AC and Waters VJ. Microbiology of Cystic Fibrosis Airway Disease. Semin Respir Crit Care Med. 2019;40(06):727-736.

    7. Schwerdt M et al. Staphylococcus aureus in the airways of cystic fibrosis patients - A retrospective long-term study. International Journal of Medical Microbiology. 2018;308(6):631-639.

    8. Ahmad-Mansour N et al. Staphylococcus aureus Toxins: An Update on Their Pathogenic Properties and Potential Treatments. Toxins. 2021;13(10):677.

    9. Muhlebach MS. Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in cystic fibrosis: how should it be managed? Current Opinion in Pulmonary Medicine. 2017;23(6):544-550.

    10. Hurley MN and Smyth AR. Staphylococcus aureus in cystic fibrosis: pivotal role or bit part actor? Current Opinion in Pulmonary Medicine. 2018;24(6):586-591.

    11. Esposito S et al. Antimicrobial Treatment of Staphylococcus aureus in Patients With Cystic Fibrosis. Front Pharmacol. 2019;10:849.

    12. CF Start: A randomized registry trial. [Online]. Verfügbar unter: https://cfstart.org.uk. [Zugriff am 18. August 2023].

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