Frau im Fitnessoutfit

„Body Positivity“

 

„Body Positivity“ – das Verhältnis zum eigenen Körper

 

Seit einiger Zeit gibt es einen verstärkten Diskurs über den Umgang mit Körpern. Begleitet wird er von Schlagwörtern wie Body Image und Body Positivity. Die Begriffe drehen sich um die individuelle und gesellschaftliche Wahrnehmung von Körpern und deren Bewertung. Warum ist dieses Thema auf für Menschen mit cystischer Fibrose (CF) relevant?


 

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Body Image – das Körperbild

 

Der englische Begriff Body Image lautet übersetzt Körperbild und bezeichnet die gedankliche Vorstellung über die eigene physische Erscheinung und die persönliche Bewertung des eigenen Körpers.1, 2 Zudem schließt er den Aspekt der persönlichen Vorstellung darüber, wie andere unseren Körper sehen könnten, ein.3

Da die Wahrnehmung des eigenen Körpers mit Bewertungen verbunden ist, kann daraus auch ein negatives Körperbild resultieren. Gerade im Jugendalter besteht ein erhöhtes Risiko, den eigenen Körper abzuwerten. Der Vergleich mit anderen, das Streben nach einem vermeintlich perfekten Körper und Unzufriedenheit mit sich selbst können zu Essstörungen, Anabolikamissbrauch und Depressionen führen.1


Wie kommen wir aber zu unserem Körperbild? Es wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:2

  • von unserer Umwelt, etwa vorherrschenden Idealen, Rückmeldungen aus dem Umfeld, Vorbildern
  • von unserem Selbstwertgefühl
  • von unserem äußeren Erscheinungsbild, etwa dem Gewicht
  • von unserem Umgang mit dem Körper, z. B. unserer Ernährung


Wie wir unseren Körper wahrnehmen, wird von diesen Faktoren geprägt. Das heißt aber nicht, dass wir tatsächlich so aussehen, wie wir uns wahrnehmen. Es kann also eine Kluft zwischen unserem eigentlichen Erscheinungsbild und unserer Wahrnehmung davon geben.3

 

Body Image und CF

 

Viele CF-Betroffene machen die Erfahrung, dass es in erster Linie um den Erhalt oder die Verbesserung des Gesundheitszustandes geht. Dass hinsichtlich Lebensqualität aber auch ein positives Körperbild relevant ist, um sich rundum wohlzufühlen, wurde von medizinischer Seite lange unterschätzt.3 CF gilt zwar als „unsichtbare Krankheit“, sie kann sich aber auch im Erscheinungsbild manifestieren:3
 

  • Gewicht: Da Gewicht und Ernährung ein großes Thema bei CF darstellen, gilt es, zusammen mit dem behandelnden CF-Team das eigene Befinden und Essverhalten im Blick zu behalten. Grundsätzlich soll eine individuell abgestimmte Ernährung dazu beitragen, ein gesundes Gewicht zu erreichen bzw. zu halten. Das birgt jedoch Herausforderungen: Manche CF-Betroffene sollen zunehmen, obwohl sie sich mit einem niedrigen Gewicht eigentlich wohlfühlen. Andere wollen zunehmen, können aber nicht. Wieder andere werden aufgrund verbesserter Therapien bzw. nach Lungentransplantationen übergewichtig und müssen abnehmen.
     
  • Körperhaltung: Das ständige Husten und die erschwerte Atmung beanspruchen die Rumpfmuskulatur, weshalb eine vorgebeugte Körperhaltung, Wirbelsäulenkrümmung und nach vorn gerundete Schultern die Folge sein können.
Frau die im Bad vorm Spiegel steht
  • Muskelmasse: Aufgrund des oft niedrigeren Gewichts, geringeren Testosterons, weniger Vitamin D und eingeschränkter Bewegung ist die Muskelmasse bei CF-Betroffenen reduziert.
     
  • Aufgeblähtsein kann durch Pankreasenzyme, die CF-typische Gewichtsverteilung Richtung Bauch, Verstopfung oder das distale intestinale Obstruktionssyndrom (DIOS, Darmverschluss) auftreten.
     
  • Husten: Hustenanfälle in der Öffentlichkeit können schambehaftet sein.
     
  • Schwitzen: Der höhere Salzgehalt im Schweiß kann dazu führen, dass sich Salzablagerungen auf der Haut bilden.
     
Frau die eine Hantel in der Hand hält
  • Inkontinenz, besonders unter Frauen mit CF, wird meist durch Husten ausgelöst.
     
  • Jung aussehen: CF-Betroffene sind oft kleiner und dünner als der Durchschnitt, die Pubertät beginnt zudem verzögert. Viele Betroffene haben dadurch das Gefühl, „hintennach“ zu sein.
     
  • Narben von Operationen (Transplantation, Darmverschluss, Einsetzen eines Ports, z. B. für intravenöse Antibiotikakuren, Gastrostomie)
     
  • Rollstuhl
     
  • Sauerstoff

Einflüsse von außen: Social Media

 

Gerade Jugendliche bewegen sich viel auf Social-Media-Plattformen. Über 80 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren in Deutschland nutzten 2021 Instagram und YouTube.4 In Österreich waren es 2022 je nach Plattform zwischen 80 und 90 Prozent.5

Zwischen der häufigen Nutzung sozialer Medien und einem negativen Körperbild scheint es Zusammenhänge zu geben. So konnten Goldfield et al. zeigen, dass sich bei einer Reduktion von Social-Media-Konsum eine positivere Wahrnehmung des eigenen Körpers einstelle.6 Der Konsum vieler Bilder von perfekten, gesunden Körpern führe zu einer Internalisierung bestimmter Schönheitsideale und erhöhe die Unzufriedenheit mit der eigenen Erscheinung, so der Forscher.7

 

Body Positivity als Reaktion auf vorherrschende Schönheitsideale

Als Reaktion auf den Schönheitswahn mit seinen vorherrschenden Körperidealen versteht sich auch die Idee der Body Positivity. Dieses Konzept umfasst Respekt gegenüber allen Körpern, da sie alle gleich wertvoll sind, und betrachtet zwei Ebenen:8
 

  • die individuelle: Akzeptanz des eigenen Körpers sowie seiner Veränderungen
  • die gesellschaftliche: Gleichbehandlung aller Körper – ob alt, dick, krank …


Body Positivity bedeutet jedoch nicht, den eigenen Körper schön finden oder lieben zu müssen, da dies wieder mit einer Bewertung einhergeht. Es geht vielmehr um einen respektvollen Umgang mit Körpern sowie die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Ideale: Kein Körper soll gesellschaftlich ausgegrenzt werden.8

Mittlerweile hat sich aus dem Diskurs ein neuer Begriff herausgebildet: Body Neutrality. Damit ist gemeint, dass man sich nicht allzu viele Gedanken darum machen soll, wie ein Körper aussieht, sondern vielmehr darum, wie es um das Wohlbefinden bestellt ist.9

Vier Frauen die in die Kamera lachen

Schritte zur Akzeptanz

 

Doch wie kommt man zu einem positiveren Körperbild und mehr Akzeptanz? Hier einige Schritte auf dem Weg dorthin:3

Schriftzug: mind, body, soul
  • Schönheitsroutinen, die Kleidungswahl, aber genauso Bewegung und Hobbys unterstützen gute Gefühle. Was dem eigenen Wohlbefinden dient, führt fast automatisch zu mehr Akzeptanz des Körpers.
  • Die Stimmen zu ignorieren, die uns einflüstern wollen, wie wir auszusehen haben, kann gelingen, wenn wir uns der negativen Einflüsse und Manipulationen von außen bewusst sind.
  • Stattdessen auf Stärken und Fähigkeiten unseres Körpers, auf die eigenen Ressourcen zu fokussieren, stellt unser Bild von uns selbst in einen liebevolleren Rahmen.
  • Eine sachliche Analyse des Körperbildes und der Einstellungen dahinter kann zum Vorschein bringen, dass vielmehr unsere Einstellungen zu hinterfragen sind als unser Körper.
  • Den Fokus darauf zu legen, was man tun bzw. ändern kann, und nicht darauf, womit man unveränderlich leben muss, bringt einen ins Handeln und in die Selbstwirksamkeit.
  • Neue Dinge auszuprobieren, die gewohnten Grenzen zu überschreiten, statt immer auf den Körper zu fokussieren, zeigt neue Möglichkeiten auf.
  • Dabeibleiben! Denn Veränderungen der Denk- und Handlungsmuster brauchen Zeit.

     

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    1. Themenblatt „Positives Körperbild. Grundbegriffe, Einflussfaktoren und Auswirkungen“. Gesundheitsförderung Schweiz, 2016. Online: https://gesundheitsfoerderung.ch/sites/default/files/migration/documents/Themenblatt_Positives_Koerperbild.pdf

    2. Didsbury J., Thackray E., Cystic Fibrosis Trust: „Body Image and Cystic Fibrosis“. Cystic Fibrosis Trust, 2019. Online: https://www.cysticfibrosis.org.uk/sites/default/files/2020-11/Body%20image%20and%20cystic%20fibrosis%20booklet%20July%202019.pdf [aufgerufen am 19. September 2023].

    3. Thai H., Goldfield, G. et al.: „Reducing Social Media Use Improves Appearance and Weight Esteem in Youth with Emotional Distress”. Psychology of Popular Media, 2023. Online: https://www.apa.org/pubs/journals/releases/ppm-ppm0000460.pdf [aufgerufen am 19. September 2023].

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