Beine von einem Kind das vor großen Spielwürfeln steht

Kindergarten: Ja oder nein?

 

Kindergarten: Ja oder nein?

 

Viele Eltern von Kindern mit cystischer Fibrose (CF) stehen vor einer großen Herausforderung, wenn es um die Entscheidung geht, ob das Kind den Kindergarten besuchen soll. Es herrscht Unsicherheit darüber, ob es mit seiner Erkrankung schon selbstständig genug ist, ob es in der Betreuungseinrichtung gut aufgehoben ist, ausreichend unterstützt wird, gut integriert wird und Freundinnen und Freunde findet. Vorneweg: Ein Kind mit CF erfüllt alle Voraussetzungen für den Besuch von Bildungseinrichtungen. Mit etwas Vorbereitung und guter Kommunikation steht dem Kindergartenstart nichts im Weg.


 

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Was für einen Kindergartenbesuch spricht

 

Kinder mit CF dürfen ein Leben führen, das so normal wie möglich ist. Der Kindergartenbesuch gehört hier dazu. Das Kind kann sich in Kommunikation und Sozialverhalten üben, sich in der Gruppe eingebunden fühlen, es kann Freundschaften schließen, vielfältige Erfahrungen sammeln und spielerisch lernen; es erfährt Förderung und Unterstützung.1

Zudem werden die Eltern in der Betreuung entlastet und das Kind sanft auf die Schulzeit vorbereitet. Wichtig ist natürlich, einen Kindergarten zu finden, der den Bedürfnissen sowohl von Eltern als auch Kindern bestmöglich entspricht.2


Laut § 1 des Wiener Kindergartengesetzes soll ein Kindergarten die Aufgaben erfüllen, „nach gesicherten Kenntnissen und Methoden der Pädagogik die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit jedes Kindes und seine Fähigkeit zum Leben in der Gemeinschaft zu fördern und es in der Entwicklung seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte zu unterstützen. Das Bildungskonzept ist (…) auf [dessen] individuelle physische und psychische Eigenart abgestimmt. Lernen erfolgt in einer für das Kind ganzheitlichen und spielerischen Art und Weise in alters- und entwicklungsentsprechenden Sozialformen (…).“3

 

Kinder die mit einem Spiel aus Holz spielen

Das Kind auf den Übergang vorbereiten

 

Die Übergangsphasen, die das Leben bereithält, müssen mit der Erkrankung gemeistert werden. Damit diese gut bewältigt werden können, ist es hilfreich, sich vorzubereiten und eventuell Unterstützung durch das Umfeld sowie das behandelnde CF-Team hinzuzuziehen.4

 

Ein wichtiger Schritt ist, dass das Kind mit CF früh in die Behandlungsroutinen, etwa von Inhalation und Enzymeinnahme, eingebunden wird. Lernen Kinder die Routinen von klein auf, werden diese viel leichter in den Alltag integrierbar. Die Kinder können mithelfen oder gar selbst die Therapien durchführen.5 Kindern fällt der Umgang damit außerdem leichter, wenn sie über die Erkrankung und den Sinn der Therapien Bescheid wissen.6 Eine kindgerechte, klare Kommunikation über die Vorteile der Behandlungen gibt ihnen Kontrolle, Verständnis und Entlastung.6 Mit diesem Wissen können sie auch selbst den Mitmenschen ihre Erkrankung kommunizieren, was den Umgang damit für alle wesentlich erleichtert.7, 8

 

Das Kindergartenpersonal vorbereiten

 

Kindergartenpädagogin die Kindern vorliest

Die Pädagoginnen und Pädagogen sind wichtige Bezugspersonen – nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern. Um die Sorge zu entkräften, dass das Kind eventuell keine adäquate Unterstützung erfährt, bietet es sich an, Kindergartenleitung sowie pädagogisches Personal vorab darüber zu informieren, was das Kind aufgrund seiner Erkrankung eventuell an Hilfestellung braucht.7 Des Weiteren sollten die Eltern für das Personal für Fragen und Rückversicherungen erreichbar sein.7 

Es gibt zudem Broschüren für Erziehende, die über die Bedürfnisse von Kindern mit CF aufklären, etwa diese.


Die wichtigsten Punkte, die es in medizinischer Hinsicht zu besprechen gilt, sind sicher die Hygienesituation und etwaige Therapiemaßnahmen.

Ist das Kindergartenpersonal über die besonderen Hygienemaßnahmen gut aufgeklärt, können diese gut umgesetzt und so Infektionen vorgebeugt werden. Auch hier kann das Kind schon selbst ein wenig Verantwortung übernehmen. Wichtig ist, das Kind speziell am Anfang noch intensiv zu begleiten, damit es sich in der neuen Umgebung gut zurechtfindet, etwa beim Toilettengang.7, 9

Hinsichtlich etwaiger Inhalationen sollte das Personal eingeschult werden. Bezüglich Enzymeinnahme bietet sich an, das Kindergartenpersonal über genaue Dosis und Zeitpunkt der Einnahme zu informieren.10 Damit Pädagoginnen und Pädagogen jederzeit Zugriff auf alle wichtigen Informationen haben, kann eine Checkliste über Therapie- und Hygienemaßnahmen sowie mit allen Notfall-Telefonnummern inkl. der Kontaktdaten der behandelnden CF-Ärztin oder des CF-Arztes und der nächsten CF-Ambulanz ausgehändigt werden.11

 

 

Bedenken: Ist das Kind sozial gut aufgehoben?

Damit die Erkrankung nicht als Geheimnis und damit schambehafteter Umstand zwischen den Beteiligten steht, ist es ratsam, auch die anderen Eltern und Kinder über CF zu informieren.7, 8 So kann potenziellen Spekulationen vorgebeugt werden.7 Je normaler das Kind wie auch die Erkrankung behandelt werden, desto freier können alle Beteiligten agieren. 

Die Krankheit muss nicht „versteckt“ werden.7 Kommt es doch einmal zu ausgrenzendem oder ungerechtem Verhalten, heißt es erneut ein aufklärendes Gespräch suchen. Grundsätzlich sind Konflikte normal, daher gilt es, die Konfliktlösungskompetenz der Kinder zu schulen.1 Die Basis dafür legen aber die Erwachsenen: Deren Verhalten dient den Kindern als Vorbild. Hier sind die Eltern und pädagogischen Fachkräfte gefragt.12

Vater der seinen Sohn auf den Schultern trägt

Das Kindergartenpersonal kann man diesbezüglich konkret unterstützen, indem man aufklärt, warum ein Kind mit CF voraussichtlich öfter fehlt. Das ist zum einen dem therapeutischen Aufwand geschuldet, zum anderen kann es vorkommen, dass das Kind nicht in den Kindergarten geschickt wird, damit Infektionen vorgebeugt werden kann, etwa wenn eine ansteckende Krankheit umgeht. Ein weiterer Begleitumstand von CF ist, dass die Kinder oft husten, müder sind und mehr Pausen brauchen. Weiß das pädagogische Personal Bescheid, kann es sich entsprechend verhalten und auch die anderen Kinder zu unterstützendem Verhalten anregen.10

 

Förderungen

Kinder die am Boden sitzen und in die Hände klatschen

In Österreich gibt es verschiedene Möglichkeiten finanzieller, medizinischer und psychosozialer Unterstützung für Familien mit chronisch kranken Kindern. Die Diakonie fördert zudem pädagogische Stützkräfte in Kindergärten und Schulen. Hier eine Liste weiterführender Links zu diesem Thema:

 

 

Tipps für den Kindergartenstart

 

  • Üben Sie die Therapieroutinen mit dem Kind und klären Sie es altersgerecht über Erkrankung und Therapie auf. Das stärkt die Eigenverantwortung wie auch die Kompetenz, über die Erkrankung zu sprechen, was wiederum zu Selbstsicherheit, Selbstwirksamkeit und zur Integration beiträgt.
     
  • Vermitteln Sie dem Kind positive Gefühle, was den Kindergarten angeht. So stärken Sie die Vorfreude.
     
  • Gewöhnen Sie sowohl sich selbst als auch das Kind langsam daran, sich getrennt voneinander aufzuhalten.
     
  • Informieren Sie das Kindergartenpersonal vorab und gegebenenfalls die anderen Eltern und Kinder über die Erkrankung CF. Das fördert Wissen, einen angemessenen, offenen Umgang, Vertrauen und Integration in die Gruppe.
     
  • Erstellen Sie eine Checkliste mit allen wichtigen Informationen zur Unterstützung Ihres Kindes für das Kindergartenpersonal.
     
  • Begleiten Sie das Kind in der Eingewöhnungsphase im Kindergarten intensiv, bis sich alles eingespielt hat.

 

 

 

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    1. Transition. Erwachsenwerden mit CF – Leben mit cystischer Fibrose eigenständig meistern. Online: https://www.cfsource.at/de/leben-mit-cf/transition [Zugriff am 18. August 2023].

    2. Sawicki G. S. et al. (2015): „Motivating Adherence among Adolescents with Cystic Fibrosis: Youth and Parent Perspectives: Adherence Perspectives in Cystic Fibrosis“. Pediatr Pulmonol, 50(2): 127–136.

    3. Alma L.: „Living with Cystic Fibrosis“. Online: https://www.verywellhealth.com/living-with-cysticfibrosis-998263 (Zugriff am 13.5.2023).

    4. Mukoviszidose e. V. (2023): Mukoviszidose – ein Ratgeber für Kindergarten und Schule. Online: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/mediathek/fuer_kinder_schule/broschuere_kindergarten_schule.pdf [Zugriff am 18. August 2023].

    5. CF Source Magazin, Ausgabe 2 (2020). Herausgeber: Vertex Pharmaceuticals GmbH.

    6. Mukoviszidose e. V. Landesverband Baden-Württemberg: Kindergarten & Mukoviszidose. Kein Problem!. Online: https://mukobw.de/wp-content/uploads/2015/10/Kindergartenflyer_online.pdf [Zugriff am 18. August 2023].

    7. Reibnegger Sabrina G. (2015): Sozialverhalten von Kindergartenkindern. Soziale Kompetenzen und prosoziales Verhalten in Montessori- und Regelkindergarten. Diplomarbeit Psychologie, Klagenfurt. Online: https://netlibrary.aau.at/obvuklhs/content/titleinfo/2410243 [Zugriff am 18. August 2023].

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