Hygienetipps für den Besuch im Bad

 

Hygienetipps für den Besuch im Bad

 

CF-Betroffene können grundsätzlich fast jede Sportart ausüben, die es gibt.1 Was liegt also näher, als das öffentliche Bad aufzusuchen, wenn im Sommer schlagartig die Temperaturen ansteigen? Einfach, um im kalten Wasser zu entspannen und den Nachmittag zu genießen, oder aber auch, um sportlich zu schwimmen. Denn Schwimmen zählt zu den gesündesten Ausdauersportarten und stärkt die Zusammenarbeit von Herz und Lunge.1 Doch besonders der Feuchtkeim Pseudomonas aeruginosa, der sich vor allem im Wasser wiederfindet, ist berüchtigt und sorgt oftmals für Unbehagen vor einem Besuch im Bad.


 

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Pseudomonas aeruginosa

 

Infektionen mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa stellen unter CF-Betroffenen eine häufige Begleiterkrankung dar, in deren Folge sich die Lungenfunktion oft verschlechtert.2 Das Stäbchenbakterium zählt zur Gattung der Pseudomonas und ist sowohl in trockener als auch feuchter Umgebung lange überlebensfähig.4 Typischerweise tritt das Bakterium jedoch in feuchter Umgebung auf. Somit kommt der Keim auf feuchten Böden, in Oberflächengewässern, im Leitungswasser, in Duschen, Toiletten, Spülmaschinen oder Waschbecken vor. Bereits eine geringe Dosis genügt, um den Menschen zu infizieren. Die Übertragung erfolgt durch Direktkontakt von Mensch zu Mensch und indirekt über die kontaminierten Gegenstände und Flächen.

Bei CF spielt eine besondere Eigenschaft des Bakteriums eine große Rolle: Es kann eine Schleimhülle aus speziellen Zuckern herstellen.11 Diese wachsen bei CF zu Mikrokolonien zusammen und schützen die darin liegenden Bakterien gut durch die Schleimhülle. Die Infektion kann somit in den Atemwegen längere Zeit fortbestehen.

 

Weiterführende Informationen zum Stäbchenbakterium:

Biology, Pathogenesis and Control Strategies https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-031-08491-1

Bäderhygiene

 

In Österreich gilt das Bäderhygienegesetz. Die bäderhygienerechtlichen Vorschriften enthalten u. a. verbindliche Angaben zur Aufbereitungstechnik, zum erlaubten Einsatz von Chemikalien und zur Informationspflicht der Betreibenden, um die Badenden präventiv vor Krankheitsübertragungen zu schützen.6 Dem Bäderhygienegesetz unterliegen Hallenbäder, künstliche Freibäder, Whirlpools/Whirlwannen, Saunaanlagen, Bäder an Oberflächengewässern, Kleinbadeteiche und Badegewässer im öffentlichen Bereich.6

 

Achtung: Die oben aufgezählten Orte unterliegen NICHT dem Bäderhygienegesetz, wenn sie privat oder im Rahmen einer Wohnanlage mit weniger als sechs Wohneinheiten betrieben werden. Denn im privaten Gebrauch geht der Gesetzgeber davon aus, dass die Benützenden selbst in der Lage sind, auf ihre Einrichtungen Einfluss zu nehmen. Private Pools von Wellnessanlagen oder auch Hotels unterliegen daher nicht den oben angeführten strengen Richtlinien. Bitte erkundigen Sie sich, wie das Wasser aufbereitet und auf Keime überprüft wird.6

Hand eines Menschen die ins Wasser greift

Bademöglichkeiten / Schwimmen

 

Zwei Mädchen die in einem Schwimmbecken sitzen

Warmwasserbecken

Oft treten Pseudomonas aeruginosa in Warmwasserbecken auf, da sie im feuchtwarmen Milieu ideale Bedingungen für ihre Vermehrung vorfinden5. Das betrifft vor allem Whirlpools und Warmwasserbecken5. Aber auch in Badelandschaften mit Pflanzenumgebung bilden sich bakterienhaltige Aerosole, die für CF-Betroffene eine Gefahrenquelle darstellen.12

Falls Sie einen Thermenbesuch geplant haben, wählen Sie ein Zeitfenster, in dem möglichst wenige Gäste das Badeangebot nützen, und achten Sie besonders auf Ihre Hygienemaßnahmen in den Sanitäranlagen wie z. B. Duschen oder Toiletten.3

Öffentliche Bäder, Freibäder

Durch die im Bäderhygienegesetz vorgeschriebene Desinfektion des Wassers gilt als gesichert, dass die Keimzahl in öffentlichen Bädern (Hallenbäder und Freibäder) in Österreich bestimmte Grenzwerte nicht überschreitet.6

 

Baden im Meerwasser

Das Baden im Meerwasser ist nicht mehr oder weniger unbedenklich wie das Baden in einem österreichischen See.2 Generell ist zu beachten, dass Seen und Flüsse leider in immer stärkerem Ausmaß von Umweltverschmutzungen betroffen sind (z. B. durch die Einleitung von Abwasser in Seen). Bitte halten Sie mit Ihrem CF-Behandlungsteam Rücksprache, um zu entscheiden, welche Gewässer bzw. Einrichtungen sich für Sie oder ihr Kind mit CF eignen.

Hygienemaßnahmen im Bad

 

Allgemeine Maßnahmen

  • Achten Sie besonders auf die Hygiene im Umfeld der Nassräume wie Duschen, Umkleidekabinen, Toilettenanlagen.
  • Waschen Sie Ihre Liegetücher mit 60 Grad Celsius.
  • Nehmen Sie einen Badbesuch bei normalen Außentemperaturen vor und geben Sie kühlerem Wasser den Vorzug. Je kühler das Wasser ist, desto weniger stark ist die Keimbesiedelung.8
  • Aufbereitetes Wasser ist nicht-aufbereitetem Wasser vorzuziehen – also besser ins öffentliche Bad als zu Teichen/Badeseen!
  • Nasenspülung und Inhalation nach einem Aufenthalt im Pool sind auf jeden Fall empfehlenswert.2

Hände waschen

Die einfachste und günstigste Hygienemaßnahme ist das Händewaschen. Denn über Schmierinfektion (= Übertragung von Krankheitserregern durch Berührung eines Objektes) werden die meisten Keime übertragen.3 Waschen Sie Ihre Hände mit Seife 20 bis 30 Sekunden lang.3 Da ein Kind mit CF keine Vorstellung davon hat, wie lange eine Sekunde dauert, regen Sie es dazu an, mindestens einmal das Lied „Happy Birthday“ oder „Hänschen klein“ zu singen oder vor sich hin zu summen. Noch besser: Frequenz auf zweimal steigern.3 Leider haben automatische „Hands free“-Armaturen oft hygienisch bedenkliche Kunststoffventile, in denen Wasser stehen bleibt. Ziehen Sie in diesem Fall eine Händedesinfektion vor.2

 

Planen Sie ein, Ihre Hände regelmäßig zu waschen3:

  • immer, wenn sie schmutzig sind (z. B., weil Sie zuvor mit Ihrem Kind auf dem Kinderspielplatz im Bad waren)
  • wenn Sie nach Ihrem Aufenthalt im Bad nach Hause kommen
  • nach jedem Toilettengang (auch wenn Sie als Erwachsener Ihrem Kind helfen)
  • bevor Sie eine Jause im Bad zu sich nehmen (Fingerfood)

 

Seifen

Beim Händewaschen ist es besonders wichtig, den Schmutz auf der Hand von der Haut zu lösen und danach die Seife äußerst gründlich abzuspülen!3

 

 

Frau die sich die Hände in einem Waschbecken wäscht
Frau die sich ein Papierhandtuch aus dem Spender nimmt

Trocknen der Hände im Bad

Da es oft zu umständlich ist, mehrere saubere Handtücher zum Abtrocknen der Hände im Bad einzupacken, jedes nur einmal zu verwenden und dann auch wieder in der Badetasche zu verstauen, sind Einmal-Papierhandtücher eine gute Alternative, solange der Papierhandtuchspender im Bad noch gefüllt ist. Das saubere Abtrocknen der Hände ist genauso wichtig wie das Händewaschen selbst!

Schmutz vom Kinderspielplatz im Bad kann auch gut mit Reinigungstüchern entfernt werden. Verwenden Sie dazu einzeln verpackte Tücher, um eine Kontamination der anderen Tücher zu vermeiden. Danach desinfizieren Sie Ihre Hände.8

Vermeiden Sie in jedem Fall Lufttrockner. Denn diese verursachen bei Betrieb das Herumschleudern der Bakterien im Raum, wenn die Hände „nicht ganz sauber“ gewaschen wurden.9 Wenn keine Möglichkeit besteht, die Hände frisch abzutrocknen, verwenden Sie am besten ein Desinfektionsmittel!

Händedesinfektion

Nehmen Sie vorbeugend ein Händedesinfektionsmittel mit, falls keine Möglichkeit zum Händewaschen besteht. Eine Händedesinfektion ist auch besonders wichtig nach Tätigkeiten, bei denen Sie viel mit Keimen zu tun hatten, z. B., wenn Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Bad gefahren sind oder Ihr Kind mit CF direkten oder indirekten Kontakt mit der Schleimhaut hatte (Daumen im Mund, mit den Fingern essen, mit den Fingern in der Nase bohren etc.).

Tragen Sie dazu das Händedesinfektionsmittel auf die trockene Haut auf, da es mit Wasser vermischt nicht wirken kann.3

Öffentliche Toiletten

Öffentliche Toilettenanlagen stellen generell keine größere Gefahrenquelle als Toiletten zu Hause dar. Achten Sie jedoch darauf, den Deckel beim Spülen zu schließen. Sollte in der öffentlichen Toilette im Bad kein Klodeckel vorhanden sein, üben Sie für sich bzw. mit Ihrem Kind mit CF das langsame Ausatmen oder Luftanhalten während des Spülgangs bzw. beim Verlassen der Toilettenkabine.9

 

 

Öffentliche Duschen und Waschbecken

Ebenso wie in den Toilettenspülungen können sich auch in den Duschen Aerosole bilden, die Keime über die Luft übertragen können.10 Wenn der Wasserlauf der Dusche längere Zeit nicht benutzt wird, können sich in den Wasser-Reservoirs der Leitungen und Abflüsse Bakterien ansammeln. Geben Sie öffentlichen Bädern den Vorzug, da hier die Duschanlagen immer in Betrieb sind.3

 

Auch im Siphon von Waschbecken herrscht ein ständig feuchtes Milieu. Wenn der Wasserlauf längere Zeit nicht benutzt wird, beispielsweise über Nacht, sammeln sich in den Wasser-Reservoirs der Leitungen und Abflüsse Bakterien an.10 Lassen Sie daher die Duschen und Wasserleitungen, wenn Sie einer der Ersten im Bad sind, länger laufen, bevor Sie sich abduschen oder Ihre Hände waschen.5

Wasserstrahl eines Duschkopfs

Pseudomonas aeruginosa

 

Vorsicht ist beim Schnorcheln und Tauchen geboten. Hier spielt die Hygiene bezüglich Keimen in den Schnorcheln und Atemmasken eine wichtige Rolle. Außerdem kann es je nach Tauchtiefe zu starken Druckschwankungen in der Lunge kommen, was wiederum Organschäden zur Folge haben kann.1 Daher ist insbesondere Flaschentauchen für CF-Betroffene nicht geeignet.

 

Seifenblasen oder Spritzpistolen


Worauf müssen Sie achten, wenn Sie Spritzpistolen, Seifenblasen oder aufblasbare Wassertiere mit ins Bad nehmen?

  • Seifenblasen mit kleinerem Gebinde sind den größeren Gebinden vorzuziehen. Achten Sie darauf, stets frisches Wasser zu verwenden.3
  • Spritzpistolen sind nach ihrem Einsatz zu vaporisieren.3
  • Auf Badespielzeug mit Spritzöffnung (z. B. Quietschentchen), das schlecht zu trocknen ist und im Innern hohe Bakterienzahlen aufweisen kann, sollte verzichtet werden.7

Keim-Nachweis


Wird ein CF-relevanter Keim nachgewiesen, besprechen Sie bitte gemeinsam mit Ihrem CF-Team, welche Therapie zum Einsatz kommen soll. Im Sinne einer positiven sozialen Entwicklung bei Kindern mit CF ist es wichtig, dass die Angst vor Keimen nicht überhandnimmt. Rigorose Verbote von Aktivitäten in der Umwelt und im sozialen Umfeld führen zur Isolation. Nur durch genügend Lebensfreude kann der oft schwierige Weg mit CF positiv gemeistert werden.

 

TIPP:

Besprechen Sie mit Ihrem CF-Team ganz genau, welche Besonderheiten beim Schwimmsport für Sie oder Ihr Kind mit CF bestehen und beachtet werden sollen.

 

 

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    1. Podcast „Let’s talk about CF – Die Rolle der Physiotherapie in der CF-Behandlung“, verfügbar unter: https://open.spotify.com/show/4e1FwSNQyGOgErj3bjie0J [Zugriff am 09.05.2023].

    2. „Leben mit CF – Hygiene im Alltag“, cystische Fibrose Mukoviszidose Hilfe OÖ, verfügbar unter: https://www.cfhilfeooe.at/fileadmin/user_upload/downloads/brochueren/Hygienebroschuere_CFHilfeOOE_2022.pdf [Zugriff am 09.05.2023].

    3. DocCheck, verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Pseudomonas_aeruginosa [Zugriff am 09.05.2023].

    4. Das Magazin des Mukoviszidose e. V. (2013). Ausgabe 1, verfügbar unter: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/mediathek/muko.info/muko_info_1_13.pdf [Zugriff am 09.05.2023].

    5. Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, verfügbar unter: www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Wasser/Baederhygiene.html[Zugriff am 09.05.2023].

    6. Christiane Herzog: „Unser Kind hat Mukoviszidose“, verfügbar unter: www.christianeherzogstiftung.de , Hrsg. Holger Köster, Thomas Malenke [Zugriff am 09.05.2023].

    7. OÄ Dr. Kinga Rigler-Hohenwarter: Haustiere und CF. Cystische Fibrose Hilfe OÖ, verfügbar unter: https://www.cystischefibrose.info/fileadmin/user_upload/downloads/sonstiges/Artikel_Haustiere_und_CF_20170616.pdf [Zugriff am 09.05.2023].

    8. Vertex Austria (2022): Box „Cystische Fibrose – Informationen für Kindergarten und Schulpädagogen“.

    9. Mukoviszidose e. V. (2023): Ein Ratgeber für Kindergarten und Schule, verfügbar unter: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/mediathek/fuer_kinder_schule/broschuere_kindergarten_schule.pdf [Zugriff am 09.05.2023].

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